Der Weg zur besseren Raumluftqualität (IAQ) in Innenräumen – Daten und Fakten

Raum Luftqualität

Regelmäßiges und richtiges Lüften ist in allen Innenräumen wichtig. Frische Luft senkt das Ansteckungsrisiko von Krankheiten wie auch COVID-19 und steigert die Produktivität. Gleichzeitig senkt man in der Regel durch Lüften die Luftfeuchtigkeit im Raum ab, wodurch Schimmelbildung, aber auch das Wachstum von Bakterien und Viren im Raum eingedämmt wird.

Warum ist richtiges Lüften wichtig?

Je mehr Menschen sich im Raum befinden, desto schneller verbrauchen wir den Sauerstoff im Raum und atmen CO2 aus. Dies führt zu Müdigkeit, schlechter Konzentration und Kopfschmerzen. Gleichzeitig atmen wir feine Wassertröpfchen, sogenannte Aerosole aus, die sich besonders beim Sprechen oder Niesen im Raum ausbreiten. Bei einer Infektion des Trägers können andere Menschen im Raum durch eine Tröpfcheninfektion angesteckt werden. Gleichzeitig erhöht sich die Keimzahl in der Luft mit der Zeit, wenn nicht gelüftet wird.

Folgen und Ursachen von schlechter Luftqualität

Müdigkeit, Kopfschmerzen, Augen- und Schleimhautreizungen oder Konzentrationsstörungen sind typische Anzeichen für eine schlechte Luftqualität mit einem zu hohen CO2-Anteil und/oder auch einer zu hohen Schadstoffbelastung. Vor jedem Verdacht sollte man die Symptome natürlich mit dem Arzt abklären. Besteht der Verdacht auf Schadstoffe im Zuhause sollte man vorerst überlegen, welche Schadstoffe in Frage kommen können.

  • Sind alte Bodenbeläge verbaut? Besonders bei Bodenbelägen aus den 1960er Jahren können zahlreiche Schadstoffe vorliegen wie PAK(polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe)-haltigem Teerkleber eingestezt worden sein, der zusätzlich mit PCB (Polychlorierte Biphenyle), Dioxine und Furane belastet sein kann. Die Verbrauchherzentrale zeigt hier einige Beispiele wie ihr alten Bodenbelag prüfen könnt. Böden können Quelle von zahlreichen Schadstoffen sein
  • Besonders alte Dosen oder Kanister mit Holzschutzmittel, Putzmittel oder Lösungsmittel bzw. Klebstoffen können Ursache für eine hohe Schadstoffbelastung in den Räumen sein. Sortiert betroffene Produkte aus und lasst sich fachgerecht entsorgen oder lagert sie sicher und getrennt vom Wohnraum.
  • Auch behandelte Möbel sind eine häufige Ursache von Schadstoff Ausdünstungen.

Auch wenn Raumluft Messungen durchgeführt werden und eine Schadstoffbelastung festgestellt wurde, muss natürlich die Quelle gefunden werden, um sie entfernen zu können.

Professionelle Messungen können von spezialisierten Instituten durchgeführt werden. Verbände wie der Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute e.V. (AGÖF) oder der Berufsverband Deutscher Baubiologen e.V. (VDB) bieten eine Institutssuche nach Postleitzahl an.

Raumluft Bestandteile

Die gasförmigen natürlichen Bestandteile der Luft sind Stickstoff (78,08 %), Sauerstoff (20,95 %), Edelgase (0,93 %), Kohlendioxid (CO2 (0,04 %)) und Wasserstoff (0,00005 %). Dazu kommen in unserer Umgebungsluft Wasser(dampf), Staubpartikel, Aerosole, Schwefel- und Stickstoffverbindungen, flüchtige organische Verbindungen (VOC) und Ozon. Obwohl im Vergleich zu den natürlichen Bestandteilen VOC und andere Stoffe nur in sehr geringen Mengen vorkommen, sind sie ein entscheidender Faktor für die Luftqualität.

Kohlenstoffdioxid (CO2)

Kohlenstoffdioxid entsteht u.a. bei der Atmung oder der Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Stoffen wie Kraftstoffen für Verkehrsmittel. Grob werden nach Bekanntmachung des Umweltbundesamtes Werte von 1000 ppm (Anteile pro Millionen, 1 Vol.-% = 10.000 ppm) als gesundheitlich bzw. hygienisch unbedenklich eingestuft. Werte zwischen 1000 und 2000 ppm als „auffällig“ und Werte über 2000 ppm als inaktzeptabel eingestuft.

Die CO2-Konzentration ist daher ein guter Indikator, wann es mal wieder Zeit wird zu Lüften. Für die Raumluftqualität können hier bereits einfache CO2-Messgeräte mit einem Ampelprinzip eingesetzt werden, die einen mit einem Blick darauf hinweisen können, wann es mal wieder Zeit für etwas Frischluft wäre.

CO2 Luftqualität Konzentrationen
Bildquelle: ELV

CO2 Sensoren Funktionsweise:

Eine direkte, selektive CO2-Messung kann mit NDIR-Sensoren (Nondispersive Infrared) gemessen werden, bei der eine spezifische Wellenlänge des Lichts genutzt wird, welches von CO2 (teilweise) absorbiert wird. Der absorbierte Anteil kann dann gemessen werden. (Senseair kommt zum Beispiel beim Homematic IP CO2-Sensor HmIP-SCTH230)

Bei indirekten CO2-Messungen wird eine CO2-Konzentration von dem VOC-Messwert mit einem Metalloxid-Sensor abgeleitet.

Flüchtige organische Schadstoffe (VOC)

Die Raumluft umfasst unterschiedliche Schadstoffe (darunter VOCs), die z.B. durch Ausdünstungen von Lösungsmitteln aus Möbel in die Atemluft geraten können. Ein Beispiel für einen Schadstoff in diesem Fall ist Formaldehyd. Hohe Konzentrationen an Schadstoffen in der Atemluft können bei längerer Exposition zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen.

VOC bezeichnet allgemein flüchtige organische Verbindungen, die im gas- oder dampfförmigen Zustand in der Luft auftreten können. Darunter gehören z.B. Kohlenwasserstoffe, Alkohole, organische Säuren oder Lösemittel. Der TVOC-Wert gibt dabei sowohl sehr flüchtige organische Verbindungen (VVOC) als auch schwerflüchtige organische Verbindungen (SVOC) an.
Quellen von VOCs können von Draußen aus Industrieprozesse, Kraftwerken und Fahrzeugen stammen oder im Innenraum durch Baumaterialien (Wand, Fußboden, Klebstoffe, Lacke….), Entwichung aus Einrichtungsgegenständen, Reinigungsmitteln oder Deo´s / Haarsprays.

TVOC Wert [mg/m³]Info
Stufe 1< 0,3hygienisch unbedenklich
Stufe 2 > 0,3–1 hygienisch noch unbedenklich, erhöhter Lüf-
tungsbedarf
Stufe 3 > 1–3 hygienisch auffällig, befristet (<12 Monate)
als Obergrenze für Räume, die für einen
längerfristigen Aufenthalt bestimmt
sind
Stufe 4 > 3–10 hygienisch bedenklich, Raum befristet (ma-
ximal 1 Monat) und bei verstärkter Lüf-
tung nutzbar
Stufe 5 > 10-25 hygienisch inakzeptabel. Die Raumnutzung
ist allenfalls vorübergehend täglich
(stundenweise) und bei Durchführung
verstärkter regelmäßiger Lüftungsmaß-
nahmen zumutbar
Datenquelle: Umweltbundesamt 2007


Wie sorgt man am besten für frische Raumluft?

Luftreiniger sind bereits seit einiger Zeit groß im asiatischen Raum im Trend, um der schlechten Luftqualität durch Smog entgegenzuwirken. Auch in Deutschland werden sie immer beliebter. Aber was ist nun die beste Methode für eine bessere Raumluftqualität?

Luftreiniger sind eine Ergänzung, um Schadstoffe, Feinstaub wie auch Pollen oder sogar Gerüche aus der Raumluft zu filtern bzw. zu neutralisieren. Gegen einen zu hohen CO2-Anteil in der Luft können sie jedoch nichts unternehmen. Die einfachste und auch kostengünstigste Variante ist daher regelmäßiges Lüften.

Aber wie lüftet man richtig?

Stoßlüften ist bekanntermaßen eine nicht nur sinnvolle, sondern auch energiesparende Maßnahme zum Luftaustausch. Gerade zu Zeiten der Pandemie ist ein ständiger Luftaustausch bei vielen Personen im Raum eine unverzichtbare Maßnahme, um das Ansteckungsrisiko zu senken. Insbesondere ein Querlüften, also das Öffnen von mehreren Fenstern im Raum ermöglicht einen effektiven und schnellen Luftaustausch, ohne dass sich die Wände stark abkühlen.

Als Faustregel für eine ausreichende Lüftung wird vom Umweltbundesamt eine Stoßlüftung von 10 bis 15 Minuten empfohlen. Im Sommer sollte man bis zu 30 Minuten lüften, im Winter reichen auch bereits 5 Minuten.

Wie sollte man nicht lüften

Ein Kippen der Fenster ist nicht nur ineffizient, da die Luft nicht mit genügend Kraft durch den Raum strömen kann, um CO2 und Aerosole auszutauschen, sondern kühlt bei langem Lüften auch die Wände aus, sodass sehr viel mehr Heizenergie wieder notwendig ist, um den Raum aufzuheizen.


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