Amazfit GTS Test – Abgespeckte Apple Watch zum Einsteigerpreis [Eindruck nach 2 Wochen]

Amazfit GTS Smartwatch


Amazfit hat mit der GTS eine Apple Watch angelehnte Smartwatch auf den Markt gebracht, welche preislich viele Uhren toppt. Als „waschechte“ Smartwatch kann man sie zwar nicht bezeichnen, dennoch bietet sie alle Basisfunktionen und übertrifft in einigen Punkten sogar teurere Smartwatch Alternativen… Abstriche muss man für den Preis letztendlich aber doch machen und ein, zwei Makel in Kauf nehmen.

Kritikpunkt vieler Uhren ist für mich die Akkulaufzeit, welche häufig nicht über 2 Tage hinauskommt. Das macht die Nutzung, gerade in Kombination mit Schlaftracking doch irgendwie kompliziert und unkomfortabel.

Vor nicht allzu langer Zeit hat Amazfit die GTR vorgestellt im klassischen Uhren Design, welche mir preislich aber auch von der Verarbeitung schon sehr gut gefallen hat. Nach kurzen Tests war die 47mm Variante mir jedoch viel zu groß und klobig am Handgelenk, worauf ich mich dann für die kurz darauf erschienenen GTS entschieden habe. Größe und Design treffen hier meinen Geschmack und Hardware technisch gleicht sie der GTR.
Seit 2 Wochen habe ich die Uhr nun als ständigen Begleiter im Einsatz und möchte hier mal meinen ersten Eindruck schildern.

Amazfit GTS Smartwatch
elegant mit klassischem Watchface

Amazfit GTS Test: 14-Tage Erfahrungsbericht

Positives (+) und Negatives (-) zusammengefasst:

+ Akkulaufzeit

Die angegebenen 14 Tage Akkulaufzeit von Amazfit klangen super – die Laufzeit in der Realität sieht ganz anders aus, wenn man nicht alles abschaltet und die Uhr nur als Uhr benutzt. Dennoch hat sie mich nicht enttäuscht und übertrifft die Laufzeit der meisten Smartwatches um Weiten. Im sparsamen Betrieb ohne GPS Nutzung, automatischem Pulstracking und ausgeschaltetem Always On Display (AOD) kommt man wahrscheinlich auch tatsächlich an die 2 Wochen hin.

Ich habe die Uhr am Anfang aufgeladen, hatte AOD an und habe die Uhr 3x zum Tracken mit GPS genutzt. Natürlich spielt man am Anfang auch viel herum und bei mir war hier schon nach 5 Tagen der Akku leer. Dennoch ein Wert der für mich vollkommen ausreichend ist. Ohne AOD, mit automatischem Herzfrequenz und Schlaftracking sowie 4x 1 Stunde Sport die Woche bin ich mit der Laufzeit ziemlich genau auf 7,5 Tage gekommen, was für mich ein super Wert ist und vollkommen ausreicht.

+ Sport Modi und Tracking

Eine große Anzahl an Sportmodi bietet viel Spielraum zum Tracken. Egal ob einfach nur Laufen, Fahrradtouren oder Krafttraining. Über Schnellzugriffe lassen sich die Modi in sekundenschnelle starten und zeigen einem alle wichtigen Daten während dem Tracken an. Im Anschluss lassen sich alle getrackten Daten des Trainings in der App oder direkt in der Uhr übersichtlich als Verlauf darstellen. So unter anderem Verlauf des Herzschlags, Geschwindigkeit oder zurückgelegte Strecke inklusive Höhenmeter.

+ Display

Das Display ist wirklich eines der besten, welches ich an einer Smartwatch gesehen habe und übertrifft meiner Meinung nach sogar das der neuen Apple Watch 5. Die Farben sind schön knackig und satt, das Display ist sehr scharf und Text lässt sich bestens ablesen. Auch die Helligkeit ist so hell, dass man bei Tageslicht selbst mit 50% Helligkeit die Uhr noch ohne Probleme ablesen kann.

Auch finde ich das rechteckige Design besser als ein rundes wie bei der Amazfit GTR. Das Display der GTS kommt mir platztechnisch besser ausgenutzt vor, sodass gerade bei Text mehr Inhalt bei Nachrichten draufpasst als bei der deutlich größeren 47mm GTR, welche an meinem Handgelenk schon ziemlich klobig aussah.

+ Watchfaces: Große Auswahl aber..

Abgesehen davon, dass ich die beiden Standard Watchfaces schon ganz gut finde, gibt es eine wirklich große und vielseitige Auswahl an anderen Watchfaces online nachzuladen.

Schade finde ich es hier jedoch, dass nur 1 Platz verfügbar ist für ein eigenes Watchface. Die anderen beiden Plätze sind den Standard Watchfaces fest zugeordnet. So muss man beim Wechsel immer mit der App ein neues auf die Uhr laden. Ein anderes Manko ist, dass man andere Watchfaces nicht personalisieren kann und Widgets für Wetter, Puls oder Nachrichten anlegen kann.. so wie es bei den beiden Standard Screens schön machbar ist.

+ Tragekomfort und Verarbeitung

Die Amazfit GTS ist für den Preis wirklich sehr hochwertig verarbeitet und das Alu Gehäuse und selbst das Armband übertreffen meiner Meinung nach die Qualität von vielen Marken im höheren Preissegment (wie die Fitbit Versa 2 ).

Ich bin normalerweise kein Uhrenträger und trage nur gelegentlich mal welche – bin dann aber nach ein paar Stunden auch froh, wenn ich sie mal wieder ablegen kann.
Hier hat die Amazfit GTS mich wirklich überrascht, weil man sie kaum am Handgelenk spürt. Sie ist sehr leicht und das Silikonarmband dehnt sich angenehm, sodass ich selbst beim Sport nie das Gefühl hatte, dass die Uhr mich stört oder drückt.

Ich habe die Uhr jetzt abgesehen vom Aufladen 2 Wochen durchgehend am Arm getragen – beim Schlafen, Sport und selbst beim Duschen und sie hat mich zu keinem Zeitpunkt gestört oder sich mal unbequem angefühlt.
PS. Die Uhr ist zwar wasserdicht, dennoch würde ich vor dem Duschen die Displaysperre aktivieren, weil das Wasser ansonsten fleißig die Uhr in alle Richtungen bedient.

— GPS

Leider erbt die GTS ebenfalls die GPS Probleme der Vorgänger von Amazfit sowie aber auch der aktuellen GTR Smartwatch. Die GPS Positionierung, also die Verbindung der Uhr mit GPS nimmt unter freiem Himmel soviel Zeit in Anspruch, dass man meistens das Tracken einfach ohne GPS Ortung startet oder sich es mit der Joggingrunde doch wieder anders überlegt. Im Normalfall dauert es bei mir 1-2 Minuten bis die Uhr mit GPS verbunden ist – in seltenen Fällen auch mal 30 Sekunden oder aber 5 Minuten bzw. gar nicht. Wenn die Verbindung mal da ist, hatte ich bisher keine Probleme mehr und das Tracken hat durchgehend funktioniert ohne Abbrüche.

Die Genauigkeit ist zwar auch nicht bestens, aber ausreichend. Nicht selten kommt es aber vor, dass die getrackte Route quer durch irgendwelche Häuser geht oder teilweise auch mal einen Bogen 100 Meter von der Straße entfernt macht. Wenn ich es mit den getrackten Werten meines Smartphones vergleiche, erhalte ich hier bis zu 10 % Abweichungen bei der zurückgelegten Strecke. Bei meiner regelmäßigen 9 km Pendelstrecke mit dem Fahrrad misst die GTS durchschnittlich 600 Meter weniger als mein Handy. Durch die GPS Fehler leidet auch die Geschwindigkeit und ab und zu hat man beim Joggen anscheinend auch mal einen richtigen Sprint mit 40 km/h hingelegt, weil einen die Uhr wohl ein paar hundert Meter voran gebeamt hat.

– Schrittzähler, Schlaftracking (und Herzfrequenz) : Werte mit Vorsicht zu genießen

Eins vorweg: Die genannten Schwächen beim Schrittzähler und dem Schlaftracking betreffen nicht nur die Amazfit GTS, sondern auch viele andere Smartwatches. Insbesondere bei der Herzfrequenz und beim Schrittzähler schafft es die Konkurrenz mit ihren (aber auch deutlich teureren) Modellen genauer. Man sollte einfach wissen, wie man mit den Daten und ihrer Fehlerquote umgeht. Nichtsdestotrotz sollte meiner Meinung nach auch günstige Uhren wie die GTS ihre Basis-Funktionen beherrschen.

Schrittzähler:

Der Schrittzähler dient für viele als Annäherung für ein bestimmtes Tagesziel, gerade wenn man im Büro arbeitet und sich nicht viel bewegt ist das schon gar nicht so schlecht, wenn man hier drauf achtet in meiner Hinsicht. Es kommt hier ja auch nicht drauf an, ob man jetzt am Tag 9500 oder 10.000 Schritte gelaufen ist. Man möchte eben nur eine Tendenz. Die Amazfit GTS zählt im Schnitt aber ziemlich großzügig Schritte mit, sodass man am Ende des Tages deutlich mehr auf der Uhr hat.

Ich hatte regelmäßig nach 8 Stunden Arbeit am PC dann gerne mal 1000 Schritte darauf, nach dem Kochen plötzlich 400 usw. Geschätzt bin ich hier pro Tag dann auf eine Fehlerquote von 10 bis 20 % gekommen, was ja schon recht viel ist. Beim normalen Spazierengehen dahingegen war das Tracken überraschend genau und meine mit gezählten Schritte haben sich nur geringfügig von denen auf der Uhr unterschieden. Man sollte dies einfach im Hinterkopf behalten und sein Schrittziel eventuell etwas höher legen, wenn man hier drauf achten möchte.

Schlaftracking:

Eine coole und interessante Funktion für mich. Zwar merkt man ja am Morgen, ob man jetzt gut oder schlecht geschlafen hat, aber ich finde die Aufzeichnung von Tief und Leichtschlafphasen ganz nett. So konnte ich bei mir eine Tendenz erkennen, dass Stress und Alkohol zu kürzeren Tiefschlafphasen geführt hat.

Sehr gut erkannt wird, wenn man nachts mal aufs Klo muss oder sich am Kühlschrank bedient. Hier wurde bei mir genau die Zeit als „schlaflos“ angegeben.

Weniger gut wird aber die Einschlafzeit erkannt, wenn man mal nicht sofort einschläft. So wird auch mal gerne das nächtliche Fernsehen als Leichtschlaf getrackt. Auch Leute, die lange zum Einschlafen brauchen zu bekommen hier durchgehend lange Schlafzeiten angezeigt. So zeigt mir die App fast immer 1-2 Stunden mehr Schlaf und damit auch einen deutlich besseren „Schlaf-Score“ an, als es eigentlich sein sollte. Selbst bei einer kurzen und schlaflosen Nacht bei mir wurde mir ein Schlafwert von 90 angezeigt und eine Schlafzeit von über 8 Stunden — Schön wärs!

Herzfrequenzmessung

Die Herzfrequenzmessung macht fürs Grobe ihren Job, jedoch auch hier nicht fehlerfrei und allzu genau. Im Vergleich mit einem richtigen Puls/Blutdruckmessgerät habe ich hier immer mal wieder Vergleichsmessungen gemacht. Meistens lag der Puls der Uhr im Bereich von +/- 5 Schläge. Gerade im Bereich über 120 Schlägen hatte ich mit der Uhr aber auch mal größere Abweichungen. So hatte ich mal beim Training nachgemessen, als die Uhr mit in dem Moment unglaubwürdige 124 Schläge pro Minute anzeigte – die Vergleichsmessung aber 143 anzeigte. Zu mindestens die Tendenz stimmte immer und in 9 von 10 Fällen liegt die GTS auch ausreichend nahe dran.

– Eingeschränktes Software mit Schwächen

Da die GTS mit dem Amazfit Betriebssystem läuft und nicht z.B. WearOS, hat man keine Möglichkeit Apps zu installieren oder größere Anpassungen vorzunehmen. Abgesehen davon ist die Uhr von der Hardware auch sehr sparsam ausgelegt, was man vor allem beim Speicher merkt. Begrenzter Platz für getrackte Daten oder maximal nur 3 Watchfaces zeigen schon, dass an Apps hier gar nicht erst zu denken ist.

Genauso hat die Uhr eben kein eigenes WLAN, sodass Sachen wie Wetter-Daten jedes Mal nur aktualisieren werden, wenn man die Uhr mit dem Handy synchronisiert. Da die Wetter-Daten aber über 5 Tage hinausgehen und man die Uhr meistens sowieso täglich einmal synchronisiert, ist dies nicht weiter schlimm.

In vielen Situationen wird man dann aber doch durch das Amazfit Betriebssystem und die App eingeschränkt. So läuft eben auch alles darüber und man hat auch keine Möglichkeit irgendwie Drittanbieter Dienste oder Apps zu integrieren. Praktisch finde ich z.B. die Termin bzw. Erinnerungsanzeige, mit der man Notizen oder Termine auf der Uhr darstellen kann. Leider muss man diese aber in der Amazfit App eingeben und kann die Uhr nicht mit dem eigenen Kalender synchronisieren. Das macht das Ganze für mich unkomfortabel und unbrauchbar. Smart ist anders.

– „Multitasking“

Ein Kritikpunkt, der mir nach einigen Tagen aufgefallen ist – man kann mit der Uhr nicht 2 Sachen gleichzeitig machen. Das ist in vielen Situationen irgendwie ärgerlich. Beispiel: Man startet das Sporttracking und möchte jetzt noch die Musik steuern… jedoch funktioniert dies nicht ohne, dass man das aktuelle Sporttracking beendet. Genauso nutze ich häufiger den Timer bzw. Countdown im Alltag und möchte dann aber auch hier währenddessen weiterhin mein Sporttracking laufen lassen oder Uhrzeit bzw. Nachrichten auf der Uhr ablesen. Aktuell ebenfalls nicht möglich.

Fazit:

Einfache und stylische Smartwatch mit langer Akkulaufzeit gesucht? Dann seid ihr bei der Amazfit GTS genau richtig.

Für den angebotenen Preis bietet die Amazfit GTS meiner Meinung nach alle wichtigen Grundfunktionen und dazu eine hochwertige Verarbeitung. Wer das Ganze in „einfach und günstig“ haben möchte, für den wird die etwas ältere Amazfit BIP zum halben Preis auch noch den Zweck erfüllen. Für mich ist aber allein die hochwertigere Verarbeitung mit dem Aluminium Gehäuse und das erstklassige Display Grund genug für den Aufpreis der GTS.

Ich bin für den Preis zufrieden bis jetzt auch, wenn sie durchaus ein paar Schwächen mitbringt. Wenn man sich dran gewöhnt vor dem Tracken 1-3 Minuten auf das GPS Signal zu warten oder auf das Nachladen von Apps bzw. das Betriebssystems WearOS verzichten kann – gibt es eigentlich wenig Gründe gegen die Amazfit GTS.

Für mich ist die Amazfit GTS bisher der Preis/Leistungssieger unter den Smartwatches 2019 – aber vielleicht schafft es auch Xiaomi dies noch mit der Mi Watch dieses Jahr zu übertreffen.

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Amazfit GTS Test

Armbänder:
Stahlarmband (grob)
Stahlarmband (fein)

2 Comments

  1. F.I

    Hätte die Uhr WearOS fände ich sie nochmal ein Stück attraktiver.. aber für den Preis kann man hier nichts sagen.
    Mich würde mal noch ein Test der Ticwatch interessieren. Sind preislich gar nicht so viel teurer, laufen mit WearOS und sehen soweit auch ganz gut aus.
    Bin schon länger auf der Suche aber so recht entscheiden kann ich mich nicht.. mein Budget liegt bei 150 bis max. 200€. Könnt ihr da was empfehlen?

  2. Lukas

    Schicke Uhr, keine Frage.. leider scheint Amazfit nicht wirklich aus ihren Fehlern und Mängeln zu lernen und ist auch nicht interessiert die Funktionen ihrer Uhren mal zu optimieren, dass sie reibungslos laufen.
    Die gleichen Probleme mit dem GPS und der Nutzung des Musikplayers während dem Sportmodus hatte ich auch mit der Pace..
    Wer damit leben kann macht mit den Amazfit Uhren nichts falsch..

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