Zigbee Netzwerk aufbauen mit Home Assistant, Raspbee 2/Conbee 2 und deCONZ

Dresden Elektronik bietet mit dem Raspbee und dem Conbee einen Zigbee Gateway für den Raspberry Pi bzw. allgemein Computer mit USB-Schnittstelle an. Dabei handelt es sich im Prinzip um einen leistungsstarken Ersatz für die Philips Hue Bridge und Bridges anderer Hersteller. Der Gateway ist mit einer Vielzahl an Herstellern kompatibel, sodass ihr für alle Geräte ein ZigBee Netzwerk aufsetzen könnt. Was ihr zusätzlich noch für Vorteile habt, habe ich bereits in vergangenen Beiträgen über den Raspbee 1 und den Raspbee 2 beschrieben.

In diesem Beitrag möchte ich mal eine aktualisierte Version veröffentlichen und zeigen wie ich den Gateway nutze und was es für Möglichkeiten zur Steuerung und Konfiguration gibt.

Inhaltsverzeichnis

• Produkte in diesem Artikel
• Home Assistant
  • Installation und Apps
• Raspbee / Conbee
  • deCONZ
  • Phoscon
• Smartphone Steuerungsapp
• Home Assistant / deCONZ über Sprachassistenten steuern
  • Home Assistant Cloud: Nabu Casa
• Privatsphäre und Datenschutz

Produkte in diesem Artikel

Home Assistant

Ich selbst habe deCONZ mit der Smart Home Plattform Home Assistant (HA) im Einsatz. Die Installation und Einrichtung funktioniert hiermit sehr anwenderfreundlich und verbundene Zigbee Geräte lassen sich schön in Home Assistant auch mit anderen Smart Home Produkten zusammenfassen. Home Assistant unterstützt inzwischen über 1820 ! Hersteller, Produkte und Dienste. Von Lichtsystemen, Sensoren, Sprachassistenten, Türklingeln bis hin zu DIY Projekten lässt sich alles in die Smart Home Plattform einbinden und unter einer Haube komfortabel steuern und einsehen. Da auch heutzutage noch die meisten Hersteller ihr eigenes Süppchen kochen und man schnell 10 Apps auf dem Handy zusammen hat, um seine Geräte zu steuern ist Home Assistant für mich gerade zu ein Must-have 🙂

Da ich selbst beim Aufzählen nicht weiß, wo ich anfangen soll schaut euch am besten auf der Home Assistant Seite mal um, ob eure eingesetzten Produkte unterstützt werden.

https://www.home-assistant.io/integrations

Installation und Apps

Home Assistant bietet ein eigenes Betriebssystem an, welches selbst für Anfänger sehr gut geeignet ist. Falls ihr also nicht irgendwelche speziellen Vorhaben habt, empfehle ich euch die Verwendung von Home Assistant OS anstatt HA über Raspbian o.ä. zu installieren. Folgt dazu einfach der Anleitung: https://www.home-assistant.io/installation/raspberrypi

HA OS bietet euch dann zusätzlich die Möglichkeit schnell per Addons verschiedene Programme zu installieren, die dann perfekt in HA integriert werden. Das macht es gerade für Einsteiger sehr einfach, da man nicht über die Kommandozeile Befehle eingeben muss, sondern alles über eine grafische Oberfläche läuft. Aktuell sind folgende Addons verfügbar (siehe Bild)

Besonders cool finde ich die Möglichkeit Adguard Home (Pi-Hole Alternative) als Netzwerkweiten Werbe- und Trackingblocker mitzuinstallieren oder einen eigenen Bitwarden Server zu betreiben, um seine Datenbank des Bitwarden Passwortmanagers nicht auf fremden Servern speichern zu müssen (auch wenn sie natürlich verschlüsselt ist und in der Theorie keiner darauf zugreifen haben sollte). Über die Addons könnt ihr schließlich auch deCONZ installieren, um euren Raspbee oder Conbee mit Home Assistant nutzen zu können.

Falls ihr viele Geräte einbinden möchtest und auch einige Addons nutzen möchtet empfehle ich euch für den Einsatz auf jeden Fall einen Raspberry Pi 4 und eine „endurance microSD“.

Raspbee / Conbee

deCONZ

deCONZ ist eine Steuerungssoftware, mit der sich Zigbee-Netzwerke beliebiger Größe einrichten und steuern lassen – und das ganz ohne komplizierten Programmieraufwand. Über die Software lassen sich alle Knoten in dem Netzwerk erfassen und grundlegende Informationen über jeden Knotenpunkt darstellen. Da ZigBee Geräte normalerweise gleichzeitig als Repeater dienen und die Netzwerkreichweite sich so mit jedem Gerät erhöht, könnt ihr genau diese Verbindungen untereinander in der Software sehen. Gute Verbindungen zwischen zwei Geräten werden grün dargestellt, ein weniger gutes Signal zwischen zwei Geräten wird durch eine rötliche Linie dargestellt. So lassen sich im Haus schnell Ecken erkennen, die nicht gut durch das ZigBee Signal abgedeckt sind.

Gut zu erkennen – Auch wenn ich Xiaomi Geräte toll findet und besonders der Multisensor oder MagicCube eine klasse Sache ist für den Preis – tragen sie leider nichts zum ZigBee Netzwerk bei und stellen nur eine direkte Verbindung mit dem Gateway her! Sie dienen nicht als Repeater und können auch nicht über ein verstärktes Signal eines anderen Zigbee Gerätes verbunden werden. Das schränkt die Einsatzmöglichkeiten stark ein und führte bei mir sogar dazu, dass ich aufgrund häufiger Verbindungsabbrüche Xiaomi Geräte nur noch im gleichen Raum nutze, wo der Gateway steht.

Phoscon

Mit der Phoscon App könnt ihr über eine übersichtliche Oberfläche neue Geräte zu eurem Gateway hinzufügen, Räume und Lichtszenen erstellen und auch sonstige Konfigurationen eurer installierten Lichter, Sensoren und Schalter tätigen. Mir gefällt die Oberfläche sehr gut und es lässt sich schnell ein Grundsetup erstellen.

Manche Sachen konfiguriere ich auch über die Hue Essentials App, da man hier teilweise mehr Möglichkeiten hat. Kleiner Wermutstropfen. Nicht alle Konfigurationen sind untereinander kompatibel. Beispiel Bewegungsmelder. Sonst funktioniert aber in der Regel alles App übergreifend.

Smartphone Steuerungsapp

Für PC oder auch Tablet bietet die Phoscon App eine schöne, minimalistische Oberfläche und lässt sich gut bedienen. Auf dem Smartphone ist die Phoscon Bedienung noch nicht optimiert. Hier nutze ich selbst Hue Essentials und kann die App auch sehr empfehlen. Man hat sehr viele Einstellungs- und Anpassungsmöglichkeiten, kann Widgets erstellen und auch sonst verläuft die Bedienung sehr flott.

Hue Essentials findet die Bridge nicht?

Falls Hue Essentials sich nicht mit deCONZ verbinden lässt oder eure Bridge erst gar nicht findet, kann es helfen manuell den Port in den deCONZ Einstellungen weiterzuleiten. Navigiert euch dazu im Supervisor in die deCONZ Konfiguration und tragt unter Netzwerk manuell nochmal den Port 40850 ein. Speichert die Konfiguration startet deCONZ neu. Jetzt sollte Hue Essentials eure Bridge finden und sich verbinden können. Falls ihr die Netzwerk Option nicht sehen könnt kann es helfen das deCONZ Addon auf Werksteinstellungen zurückzusetzen.

Home Assistant / deCONZ über Sprachassistenten steuern

Ich steuere sehr viel über Google Home. Leider gibt es für deCONZ und damit alle mit dem Raspbee bzw. Conbee verbundenen Geräte keine direkte Lösung die Geräte per Sprachassistenten zu steuern. Nutzt ihr deCONZ in Verbindung mit Home Assistant ist dies aber wiederum möglich. Um Google Assistant mit Home Assistant verwenden zu können, ist es jedoch notwendig, dass eure HA-Instanz von außerhalb über einen Hostnamen und ein SSL-Zertifikat zugänglich ist. Eine Anleitung zur Konfiguration von Home Assistant könnt ihr dann hier finden:

https://www.home-assistant.io/integrations/google_assistant/

Jedoch sollte man diesen Weg nur wählen, wenn man auch weiß man tut, da eine Fehlkonfiguration schnell mal Angreifern Tür und Tore öffnet zu eurem Netzwerk und eurem Smart Home. Nicht so cool, wenn Fremde Zugriff auf Kameras und smarte Türschlösser haben oder euch einfach mal auf der Toilette das Licht ausknipsen 😉

Home Assistant Cloud: Nabu Casa

Deutlich entspannter und vor allem sicherer funktioniert das aber mit der Home Assistant Cloud Nabu Casa. Dafür jedoch nicht kostenlos.

Nabu Casa könnt ihr für 31 Tage ohne Angabe von persönlichen Daten und Zahlungsmittel kostenlos testen. Nach der Testphase kostet es 5$ pro Monat (ca. 4,22€).

In Home Assistant – Einstellungen – Home Assistant Cloud könnt ihr euch mit eurem Nabu Casa Account einloggen und könnt dann sofort all eure Geräte über den Sprachassistenten Alexa oder Google Assistant steuern bzw. abfragen.

Sobald ihr eingeloggt seid, könnt ihr euren Nabu Casa Account in Google Home (oder Amazon Alexa) verbinden.

Klickt in eurer Google Home App dazu oben links auf das + , dann Gerät einrichten und „Mit Geräten von Google kompatibel“. Anschließend sucht ihr den Eintrag „Home Assistant Cloud by Nabu Casa“ und loggt euch ein. Eure verbundenen Geräte in Home Assistant tauchen sofort in Google Home auf und sind von überall erreichbar.

Privatsphäre und Datenschutz

Hersteller von IoT Produkten bieten allesamt eigene Apps und Cloud-Services an, die in der Regel nicht gerade in Sachen Datenschutz und Privatsphäre punkten können. Natürlich sind Unternehmen an unseren Daten interessiert und der Bereich Smart Home liefert davon reichlich. Die Hersteller Apps sind überfüllt mit Trackern, die Nutzungsdaten sammeln und als Nutzer können wir nur schwer beurteilen, wer alles – außer uns – noch so Zugriff auf unsere in der Cloud gespeicherten Daten hat.

Mit Home Assistant könnt ihr prinzipiell fast alle Geräte ohne Hersteller eigene Apps und komplett Cloudfrei nutzen.

Die Nabu Casa Cloud ist quelloffen und der Code kann von jedem auf Github eingesehen werden. Man kann also genau sehen, welche Daten gesendet werden, wie die Nachrichten von Sprachassistenten verarbeitet werden und auch wie die Fernsteuerung über das Remote-UI abläuft.

Github Links:

• Remote UI is powered by our snitun library
• Alexa skill source code
• Google Assistant source code
• Cloud component in Home Assistant is powered by our hass-nabucasa library